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18. Mai 2008

likoma – eine insel der eu?













































mein visum ist zwar 90 tage gültig, zwingt mich aber alle 30 tage zur ausreise – ziemlich wirre mozambikanische bürokratie. so steige ich auf die m.v. ilala, die den ganzen malawischen teil des lago niassa verbindet und auch in metangula auf der mosambikanischen seite ankert. ziel ist ein 3 tägiger kurzbesuch auf likoma – eine malawische insel vollständig von mosambiquanischen hoheitsgewässern umgeben – der nächste ort für eine kurze ausreise.
am hafen von metangula ist action und das schiff stunden verspätet! zeit genug für ausreisestempel und geldwechsel in malawi kwachas. es wird gekocht, fussball gespielt, gewaschen oder einfach am schatten gewartet. dann, die ilala in sicht! mangels hafenanlage ankert die ilala einige hundert meter draussen im see und ich komme zum vergnügen mich mit den kleinen böötlis rausbringen zu lassen. meine profunden afrikanischen schiffserfahrungen vom lake tanganiyka kommen mir nun zugut *GGG
ein riesenkampf und mann wird nass! eine zwängerrei ins boot, dann auf die leiter und man kommt mitten in die 3. klasse, wo mehr gepäck und fracht als leute sind. man schlägt sich einen weg durch die berge von schachteln, säcken, hühnern, fahrrädern, nähmaschinen, ziegen und kämpft sich durch, mit dem ziel zur treppe und zum 1st-class deck. die ilala ist in erster linie ein versorgungsschiff für die lokale bevölkerung und so drängt es sich fast auf in der 1. klasse zu reisen. alles andere wäre zynisch und würde nur dringend benötigter transportplatz versperren.






die ilala ist alt aber ganz nett. ein kleines restaurant (mit einer beachtlichen karte, aber wegen no have wenig effektive auswahl), ein sonnendeck mit einer netten bar (gut auch hier ist das angebot beschränkt aber travel gin gibts immer) und genügend platz um relaxed die schifffahrt zu geniessen.
nach 9 stunden erreichen wir likoma (es dauert eben doch länger…) und es ist nacht. ich schliesse mich andern backpackern an und folge in ein kleines boot mit dem ziel „mango drift“. den immigration officer beschwichtigen wir, weil wir echt keine lust mehr auf bürokratie haben und verabreden einen besuch am nächsten tag zwecks einstempelung der pässe. mit dem kleinen boots schaukeln wir im fast vollmond durch die wellen um die halbe insel rum.
mango drift ist ein herrlicher platz direkt am see, mit kleinen beachhuts und einer coolen bar. trotz der späten zeit kriegen wir noch was zu essen und trinken bier bei cooler chill out-musik.
am nächsten morgen ein leckeres frühstück und irgendwann gehts auf den weg ins zentrum, chipyela, der gerade mal 3 x 8 km grossen insel. sie geprägt von steinigem grasland mit vielen baobabs und mangobäumen, umringt von vielen kleinen, schönen stränden und buchten. wir finden wir die hungry clinic (der inn-treffpunkt der insel, ein typisches afrikanisches restaurant mit einem ziemlich zynischen namen für afrika…) und auch den immigration officer, der vor seinem bierchen (nein es waren mehrere) hockt. trotz diesem umstand, oder gerade deswegen, ist er sehr dienstleisungsbereit und irgendein assistent holt seinen „immigration-koffer“. alle meine freunde haben glück – commonwealth länder und eu-staaten brauchen kein visum – aber jetzt kommts: ausser schweizer! und dann geht voll das chaos los. er telefoniert mit irgendvielen, ein riesen aufstand und nach langem hin-und-her (er sagt immer: you need visa, you are in trouble) verlangt er, dass er mich mit einem fackel, der meine provisorische einreise bestätigt, nach mzuzu auf die distiktbehörde schicken will. was konkret heisst, eine woche auf der insel, die nächste ilala fahrt abwartend, dann eine nacht schiff und dann 2 stunden ins landesinnere pilgern und alles retour! wenn man die afrikanischen verhältnisse im auge hat – nochmals 2 bis 3 tage action (sprich über 14 tage für so ein stempel – das schiff fährt ja nur einmal wöchentlich…) und nervlicher ruin. wir kommen auf den bierkonsum zu sprechen und das ist dann vorteil für mich... er reagiert ziemlich wirsch und erklärt nun, dass mein pass bei ihm bleibe und ich morgen erneut auftauchen solle. wissend, dass wir nun in ein klares machtspiel getreten sind, lächle ich und nehm die schikane auf mich. was sind die optionen? er hat ja pass – und ich nicht.
den nachmittag vertreiben wir mit grinsen und der besichtigung der berühmten kathedrale.
die missionare der anglican church suchten um 1877 zuflucht auf der insel – bedrängt von schlechten erfahrungen mit dem sklavenhandel, stammesfehden und malaria. die insel war bis dahin quasi koloniales niemandsland und sie bauten von dort aus ihre missionarstätigkeit auf. der grösste wurf war der bau der cathedral church of st. peter von 1903 bis 1911, die älteste und grösste in zentralafrika. herrliche buntglasfenster und holzfiguren aus oberammergau – in einem riesigen haupt- und 2 seitenschiffen (100 m länge und 25 m breite). die sonne scheint durch die kleinen fenster, halb dunkel und dazu ein paar neonröhren… irgendwie furchterregend wie im film „da vinci code“.
die portugiesen, östlich auf dem festland in ihrer kolonie portugisisch-ostafrika waren ziemlich empört über den protzigen, pompösen bau. also errichteten auch sie eine grosse – katholische – kirche, und zwar direkt im angesicht likomas in cobué (8 km seedistanz). die beiden gotteshäuser unterschiedlicher glaubensrichtungen stehen seither in diesem vergessenen winkel afrikas trotzig gegenüber.
am nächsten tag, erneut 1 stunde fussmarsch durch die insel, bin ich sehr gespannt auf die nächste episode der afrikanischen immigration. ich staune nicht schlecht, als er sich nach kurzem aufspielen bei mir für seinen bierkonsum entschuldigt (yesterday, i drunk too much). ich kriege den pass mit bösem blick und der bemerkung: you are free and can go now.
aber mein ziel ist nicht erreicht und ich will den malawi stempel, jawoll, um dann in mozambique ruhe zu haben. die weitere diskussion erweist sich als sinnlos und sogar ein bisschen knete, um das getriebe zu schmieren, wirkt (zu meinem erstauen) nichts. ich gebe auf, geniesse den tag mit schnorcheln, sünnelä und esse abends wahnsinnig gut in der luxuslodge kaya mawa (übersetzt „maybe tommorrow“ - einfach bilderbuch kitschig) in südafrikanischer gesellschaft.
am nächsten morgen taucht das schiff anstatt um 5 uhr morgens erst nach 7 auf. nach vier stündigem beladen tuckern wir los oder besser treiben südlich… während stunden. es wird dunkel und ich plaudere mit einem maschinisten, der mir erzählt, dass eine schiffschraube kaputt sei und so nur mit halber kraft gefahren werde… maya, mit einem malaria-patienten und weiteren 4 personen im auto wartet während stunden am hafen metangulas bis ich endlich um halb 10 ankomme, um dann alle zurück nach colongue zu bringen.
fazit der geschicht: likoma ist traumhaft, nicht grad einfach zu erreichen, aber dafür umso schöner. und die schweiz einfach eine insel in europa und visapflichtig – was mich nun in der eu-beitrittsfrage ganz einfach zu einem klaren befürworter macht!