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29. Februar 2008

m.v. liemba - 2 tage auf dem lake tanganyika


























zurueck von gombe versuche ich nun jeden tag - mit persoenlichem vorsprechen - am hafen, zu erfahren, ob meine reise auf dem see weitergeht. ich war in grossen zweifeln, ob ich das projekt "liemba", 11 tage in kigoma warten, einfach sterben lassen sollte. aber kigoma bietet nicht viel optionen: der zug ist bis anfangs maerz ausgebucht wie auch die fluege fuer die naechsten 5 tage... schliesslich habe ich mich so auf diesen teil gefreut und da setzte ich alles auf eine karte.
also, das war so eine sache mit diesem schiff... aber in kurzform: finally wurde die abfahrt dann von mittwoch, 16.00 uhr infolge dubiosen maintanance arbeiten auf donnerstag, 12.00 uhr verschoben. aber es war alles andere als klar ;-)
puenktlich am hafen, war an eine abfahrt nicht zu denken - das einsteigen verzoegerte sich. endlich auf dem kahn, die kabine bezogen (zum ersten mal first class in afrika - yeah!), fehlte aber noch die fracht, die hauptsaechlich aus getrockneten suesswassersardinen (dagaa) besteht. der geruch ist eine welt fuer sich... nach weiteren 4 stunden faszinierenden beladeszenen, wo die hafenarbeiter die zentnerschweren saecke auf den schultern ueber schmale bretter balancieren legt die m.v. liemba um 19.00 uhr grad perfekt zum sunset los. und meine freude war ziemlich massiv - nach einem drs3 input-podcast "hoffnung" und intensiver auseinandersetzung mit diesem thema bin ich ueberzeugt: sie stirbt wirklich am schluss!
das schiff ist eine geschichte fuer sich: als kriegsschiff "graf von goetzen" wurden die einzelteile 1913 aus deutschland mit der eben fertiggestellten mittelland bahn nach kigoma transportiert. nach dem zusammenbau mitte 1915 diente es der schutztruppe zur sicherung des westteils der kolonie. als die deutschen von den belgiern und englaendern arg in beschuss kamen und beschlossen, kigoma aufzugeben und sich nach tabora zurueckzuziehen, fettete man die motoren ein, fuellte den kahn mit zement und versenkte ihn kurzerhand im malagarasi river delta, dort wo das wasser am truebsten war. man war sich des sieges des 1. weltkriegs wie auch der rueckkehr nach kigoma sicher und wollte das schiff nicht dem feind ueberlassen. die englaender, die die ost-afrikanische kolonie nach dem kriegsende geerbt hatten, hoben die "graf von goetzen" nach 7 jahren und fanden das schiff in einem sehr guten zustand. man reinigte teil fuer teil, setzte es erneut zusammen, die kanonen wichen dem passagierdeck mit schlafkabinen und seit 1927 tuckert sie (mehr oder weniger regelmaessig) als m.v. liemba auf dem tanganyika see...
nun tuckeren wir mit 16 stopps richtung sambia. ein riesengrosses erlebnis und eine aeusserst erholsame und auch eindrueckliche reise. die meisten orte entlang des sees sind durch keine strasse mit dem hinterland verbunden und so ist die m.v. liemba die einzige verbindung zur aussenwelt. gemauerte anlegestellen gibt es nur in kigoma und kasanga. an allen anderen stopps geht das schiff 500-1000 m entfernt vom ufer vor anker und signalisiert seine ankunft mit seinen durchdringenden schiffshoernern. nun tauchen boote auf und bringen waren und passagiere. mit viel geschrei und gezerre werden mammas und mtotos eingeladen, mit viel hektik um die besten plaetze in den ladeluken im unteren teil des schiffes gerangelt oder einfach handel mit fruechten, reis, oel, fischen, huehner und vieles mehr getrieben. und zwischendurch gibts auch mal "mann ueber bord", was nicht weiter tragisch genommen wird, da die boote eh nicht sehr dicht sind ,-) fuer uns, es sind noch 2 weitere mzungus auf dem schiff, grund genug, bei jedem stopp dieses ansteckende treiben zu verfolgen und auch nachts aufzustehen!
und die fischerboote, die in der dunklen nacht die dagaa fischschwaerme mit petrollampen anlocken, um sie dann einzufangen. von weitem sieht man riesige kreisfoermige lichterketten auf der ruhigen wasserflaeche und kommt selber richtig ins traeumen... dazwischen viel zeit zum lesen, einfach zum seine augen in dieser sehr unberuehrten gegend ziehen zu lassen oder sich im schiffsrestaurant zu verpflegen...
nach fast 2 tagen und ueber 500 km kommen wir in kasanga, dem ehemaligen "bismarckburg" und letzten tansanischen ort an. eine wunderbare, satt gruene bucht - einmal mehr paradiesisch - total am ende der welt!