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19. Februar 2008

per 3. klasse nach kigoma...














































































eigentlich ist es schwierig, das erlebte in worte zu fassen...
der zug sei verspaetet (was nichts ungewoehnliches ist auf seinen 850 km von dar es salaam her) und kaeme so gegen 20 uhr an. also bin ich auf dem bahnhof bereit. er tuckert schliesslich um 23.30 uhr ein und wird nun getrennt, ein teil nach mwanza, der andere nach kigoma. es ist ziemlich herausfordernd im dunkeln den 3. klass wagen und meinen platz nr. 79 zu finden. auch die 3. klass wagen waren einst chic... 5 sitze pro reihe, total 80 plaetze, was aber nie der aktuellen transportkapazitaet entsprechen wird. es reisen sicherlich 120 mit, kinder nicht gezaehlt, und der halbe hausrat dazu. ich sitze bereit zur abfahrt - es passiert nichts (solche vorfaelle beunruhigen mich unterdessen nicht mehr weiter...). dann nach 2 stunden eine ansage in swahili: die strecke nach kigoma sei durch einen gueterwagen blockiert und die abfahrt sei um 9 uhr morgens. sitzend verharre ich auf platz 79.
dann um 09.25 uhr, tatsaechlich das gehupe und wir tuckern los. die verspaetung hat natuerlich einen klaren vorteil: anstatt einer langweiligen nachtfahrt hab ich nun freie sicht auf die strecke. und die ist beeindruckend schoen. gemaechlich tuckern wir gegen westen und es ist heiss, eng, laut, stickig, geruchsintensiv... sprich ziemlich erlebnisreich in der 3. klasse. die stunden vergehen langsam und mir kommen die schraegsten gedankengaenge...
zum beispiel erinnere ich mich an meinen zuercher lieblingsautor, der die theorie vertritt, dass man aufgrund der form des bauchnabels erkennen kann, ob man auf der welt willkommen ist. da quasi alle kinder nackt sind, bietet sich ich ein weites beobachtungsfeld zur studie - aber ich bleibe unschluessig. oder die korrelation der tatsache, dass meine mitpassagiere alles nicht mehr benoetigte (ungetrennt, wohlverstanden) aus dem fenster schmeissen und die bahnstrecke trotzdem recht sauber und aufgeraeumt erscheint. den hoehepunkt meines wirren zeitvertreibs ist allerdings das ueberdenken meiner position zum oeffentlichen stillen. letztes jahr, als in zuerich eine sehr emanzipierte kleber-aktion fuer eine omnipraesente stillfreundlichkeit en vogue war, war ich klarer befuerworter. nach zig stunden 3. klass zug und der hiesigen gewohnheit, den kleinen in jeder erdenklichen (oder oefter auch nicht erdenklichen) situation die brust mit nachdruck in den mund zu stopfen, bin ich hier klar anderer meinung! jawoll...
die uebrige zeit verbringe ich mit geduld und sudoko. die maennlichen mitpassagiere (it's a mans world) kuemmern sich sehr um mich, sind besorgt um mein gepaeck und lernen mich swahili. sie sind fasziniert, dass jemand einfach ohne grund nach kigoma reist und studieren begeistert meinen reisefuehrer.
man sieht, eine zugfahrt kann lang sein... anyway, an jedem bahnhof wird ausgedehnt halt gemacht und draussen wird verpflegung feilgeboten. wir fahren durch die malagarasi ebene und der zug schlaengelt sich langsam durch die offenen weiten. traumhaft schoen. es daemmert und wir sind noch nirgends nah des ziels. mein nachbar meint, es ginge noch mindestens 5 stunden bis kigoma. ich zweifle und denke, er verwechselt irgendwas und tippe auf missverstaendnis...
um 23.30 uhr erreichen wir kazuramimba, 60 km vor kigoma. als sich der zug nach dem markttreiben nicht bewegt, erfahre ich, dass nun der lokfuehrer aus sicherheitsgruenden eine pause brauche. um 06.00 uhr geht dann endlich los. nun ziemlich zielstrebigund wir erreichen kigoma um halb neun. in der 3. klasse sieht es aus (und es war auch so) wie im hoelzernen himmel - ich mittendrin (als einziger mzungu), am ende, fix und fertig. aber was waren meine optionen? einfach nicht mehr tief "abeschnuufa" und auszuhalten.
fazit: 3. klasse ist wahrhaft etwas fuer hartgesottene und nach ueber 33 stunden oder nach nur 304 km ist mein bedarf an zugfahren gedeckt...