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30. Mai 2008

busch mobility


mobilität ist in afrika nicht zu unterschätzen, vor allem hier im norden mozambiques mit 8 einwohnern pro km2. so ist man mit einem jeep grad ein bisschen der chef - auf einer gut 3 stündigen fahrt nach lichinga kreuzt man meist keine 5 autos. vorbeiziehende landschaften, weit und endlos durchquerend und immer in voller aufmerksamkeit auf verwirrte hühner, ziegen und kühe. und logischerweise gewöhnen sich die wenigen fahrzeuglenker an dieses chief-of-the-road sein.

einer davon ist naldo’s lastwagen, der regelmässig holz und zement von lichinga runterbringt. man gewöhnt sich, dass sie meist zu jeder nachtzeit ankommen und vor allem, dass sie mit einer wunderbaren regelmässigkeit jedes mal den karren im sand versenken. was keine grosse hexerei ist - beim hochtourigen wenden abseits des fahrwegs. umso mehr dann eine sache, das teil wieder auf die strasse zu befreien. der erste lösungsansatz hier in afrika beginnt immer mit einem menschenauflauf, dann staunen, einer föderalistischen einschätzung der lage und schliesslich einer intensiven diskussion. zu blöd, dass ich kein chinyanja verstehe und so wahrscheinlich die essenz der situation völlig verpasse.
die umsetzung der rescue mission ist dann wirklich wältklass – einer holt wasser vom see und flutet das eingegrabene rad, einer schaufelt, einer holt bretter. dazwischen immer wieder hochtourige befreiungsversuche. unterdessen ist der karren aber wirklich tief versoffen. finally kommen steine. gut, erst auf mr. willards staubtrockene instruktion: „stones can help“ – das wird mein „omen“ für die nächsten jahre!
nach dem hochdrücken mit dem wagenheber, steinunterlegung und gemeinsamem hau-ruck gelingt die operation „back on track“. die freude ist riesig!

am nächsten tag auf unserer rückfahrt von einem anstrengenden rumseckel-tag in lichinga: zu dumm, wenn man sich auf der einzigen zufahrtsstrasse kurz vor colongue, ein paar km vor dem langersehnten znacht in der abenddämmerung auf einer blockierten strasse wieder findet. road blocked! morgens grüssten wir noch die arbeiter, die mit dem municipio-traktor steine aufluden. abends steht der anhänger verlassen - und ohne linkes rad - aufgebockt - mitten im weg. so nach dem motto – nach uns die sinflut. maya und ich staunen nicht schlecht… uns bleibt nur, das terrain rechts und links des weges nach einer stein- und locharmen umfahrungsmöglichkeit abzusuchen. was irgendwie in der steppe afrikas mit all ihrem getier und völliger dunkelheit nicht sonderlich begeistert ,-)
am nächsten morgen besucht uns der chaffeur des corpus delicti und lässt uns wissen, dass sie versuchen, das gefährt in den nächsten tagen aus dem weg zu schaffen… good life!

am nächsten nachmittag kriegen wir aufgeregten besuch von m’chepa. dort liege die frau des nachtwächters im sterben mit „cholera“. die bezeichung der krankheitsbilder ist hier gewöhnungsbedürftig – z.b. malaria ist ein weiter begriff und wird für sämtliches im zusammenhang mit fieber verwendet. wir schütteln den kopf und maya versucht sich ein bild der situation zu machen. nachgefragt, ob die patientin bereits im kanu ins distrikthospital nach metangula unterwegs sei, merken wir die erwartung, den jeep als ambulanzfahrzeug zu brauchen. mit der buschapotheke, mr. pihri als übersetzer und angehörigen machen wir uns auf den weg ins nachbardorf. dummerweise geht die strasse hoch den berg (und rum um den verf…. anhänger) über die hochebene südlich und dann direkt runter, mit bilderbuch-aussicht, nach m’chepa. die distanz entlang dem ufer wär ein bruchteil…
dort suchen wir erstmal mit den einheimischen die hütte der patientin. innert minutenfrist ist das halbe (oder das ganze?) dorf rund um den jeep versammelt. die frau liegt auf einer geflochtenen pritsche am boden mit einem tuch bedeckt. auch hier: menschenauflauf, staunen, intensive diskussion. für was jetzt keine zeit ist. maya übt sich als erfahrene buschmedizinerin und wir laden die stöhnende patientin ein. im fahrzeug ist die halbe familie und sogar schreiende kinder müssen mit. eine autofahrt sorgt hier noch für begeisterung… änywäy, ab nach metangula – eine gute stunde über die buschstrasse. während maya fährt, versorge ich die patientin mit panadol und flüssigkeit. alles was wir haben, ist red bull...
irgendwann im geholper – aufgrund meiner immer noch bescheidenen portugisisch kenntnisse und einem fatalen missverständnis – sind wir überzeugt, dass der jeep nun als leichenwagen fungiert…
mir kommt nur noch die gabi-regel in den sinn, ich greife engagiert nach hinten und bin beim „a“ vom gegenteil überzeugt (das „g“ ist bei meinem „fala português“ eh nicht sehr praktikabel ,-)
bottomline: wir sind im spital und der auf einmal sehr wache blick der patientin beruhigt uns. 2 tage später ist sie wieder zuhause und wir sind felsenfest überzeugt – „red bull verleiht flüüüügel…“