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13. Juni 2008

cuamba nampula train


tagwache um 4 uhr - ohne lange morgentoilette geht's auf zum bahnhof. ich hab ein 2. klass ticket, yeah ,-) und im gegensatz zu der tansanian railway ist hier alles perfekt organisiert. mit taschenlampe find ich mein abteil und staune nicht schlecht: emma sitzt schon da...
eigentlich heisst sie erica und ist eine belgische nurse. riesengross, wahnsinnig nervös, total schrill und eine kopie von emma thompson. irgendwie ein klon. wer "stranger than fiction" oder "much ado about nothing" gesehen hat, weiss wovon ich rede. einfach unmöglich...

wie gesagt, ich lernte sie ja schon gestern am bahnhof kennen. später traf ich sie im restaurant, wo sie sehr angeregt mit einem schwarzen involved war. während ich in meiner omelette stocherte, mit einem halben ohr und auge die situation verfolgend, fast in die gabel beissend, als der casanova nur ein ziel verfolgt, naemlich now or never! emma macht alles genau so, wie man es als alleinreisende frau in afrika eben nicht machen sollte - dazu wäre im lonely planet ein ganzer absatz zu lesen.
sie bittet mich dann noch, sie morgens per handy zu wecken, da sie niemandem traue und fragt mich, wie sie wohl im dunklen zum bahnhof käme - schulterzuck... komischerweise sitzt sie dann schon im abteil. ueberhaupt das 6er abteil ist voll. ich weiss nicht, wie ich es schaffe in diesem verf****** zug genau dieses abteil zu erwischen.
erst emma, dann eine jammernde kranke, irgendwas am bein, das hochgelagert werden muss und in notime okupiert sie die halbe verfügbare sitzflaeche fuer sich, dauernd stöhnend als wärs ihr letzter atemzug. dazu 2 ziemlich neugeborene zwillinge, vermutlich mit den grosseltern, die mangels busen die kinder mit flasche beruhigen. oder wenigstens versuchen. was ziemlich schräg aussieht. und to top ist nochmals eine lady zu meiner rechten. summasurum: full house und für die wahnsinnig frühe tageszeit far tooooooo much für mich. und dann hat der zug noch über eine stunde verspätung - das sind die momente, wo man alles und vieles bereut. jawoll, alles und überhaupt. aber es geht immer eine türe auf: mein heutiges rettungsszenario ist der dining car!
und der ist noch fast leer. sieht zwar eher aus wie ein gepäckwagen, wenn da nicht eine bar in der mitte stände. ich setzte mich an den vordersten tisch, auf die harte hellblaue holzbank, öffne die blechjalusie und bin hin-und-weg.


der zug fährt durch eine wunderbare landschaft, mit morgennebel durchzogen der vom pinkfarbenen sonnenaufgang weggedrängt wird. auf beiden seiten massige granithügel, zacken und kegel, wie von patschiger kinderhand gezeichnet. die bergkulisse ist imposant und endlos, die atemberaubende reise fast schon surreal... an jedem stopp (es werden bis zum abend ueber 30 werden) wird gemüse, holz, kohle, hühner und anderes feilgeboten und durch die offenen zugfenster gekauft. die kinder stehen am bahndamm und winken, ansteckende freude, leben pur - trotz ärmsten verhältnissen, völlig ab vom schuss. und dann kommt emma. auch sie will mehr platz und frühstueck. und genau ich bin ihr ausgewähltes vis-a-vis...
joão, der kellner bringt leckeren kaffee. obwohl aus billigem pulver mit zicchorie, schmeckt er vorzüglich. und das geheimnis ist, dass er das pulver mit zucker und wenig wasser aufschlägt, was dann ein fast "nespresso" schäumchen ergibt. dazu gibt's mit omelette gefüllte paos - voll fein - die portugiesen haben kulinarisch feinstes hinterlassen ;-)
der zug tuckert vor sich hin, rast über lange gerade strecken, es holpert und schüttelt. unterbrochen von den vielen stopps, manchmal auch in grösseren, heute verfallenen städtchen mit breiten avenidas - notalgische fantasien...
im speisewagen wird's voller - schon um 9 uhr früh beginnt der bierausschank. in der mitte die küche, mit offenem feuer und der rauch zieht je nach windsituation voll durch den wagen. mittags gibt's poulet von eben diesem feuer, perfekt knusprig gebraten mit frites und salat. massiv lecker, einfach mega genial. und die atmosphäre wird immer lauter und heiterer. was emma wieder voll in pull-postition bringt - sie kann sich vor lauter "verehreren" kaum noch retten und kämpft sich immer mehr ins schlamasel ,-) zwischendurch laute debatten und die situation ist sehr angeregt. joão sorgt für zucht und ordnung, manchmal auch ziemlich forsch. es geht voll ab... sehr erfrischend und kurzweilig - mittendrin im geschehen. kein vergleich mit unseren öden sbb-speisewagen, da hätt schon lang die bahnpolizei durchgegriffen...

nach 12 stunden - just zum sonnenuntergang fahren wir in nampula, der drittgrössten stadt mozambiques und zentrum des nordens, ein. emma wird abgeschüttelt - der tag kann enden...