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15. Juni 2008

ilha de moçambique


nach 3 stunden busfahrt (und zuvor 4 stündigem warten auf die abfahrt) – so eng und vollgestopft wie noch nie in all den wochen ostafrikas – bin ich nach unzähligen stopps endlich auf ilha de mozambique, dem wahrzeichen mozambiks.


die kleine längliche insel, die jedermann nur ilha (sprich ilja) nennt, ist weltgeschichtlich und kulturell ein prachtstück. zweidrittel davon sind als weltkulturerbe eingestuft, kein neubau stört das historische stadtbild. well, auf den ersten blick ist alles sehr ernüchternd: verlottert an allen ecken und enden kann man die alte portugisische pracht nur noch vermuten. alles scheint dem stillen verfall preisgegeben. doch hat sich das auge angewöhnt, ist ilha de mozambique einfach wahnsinnig schön. faszination und fast schon erfurcht lösen die anfängliche befremdung ab…
als vasco da gama 1498 zum ersten mal auf die insel zusteuerte, befand sich diese bereits über 1000 jahre in swahili-arabischer hand. ein scheich, moussa-ben-mbiki, herrschte damals und die portugisisch gefärbte variante seines titels wurde zum namen der portugisischen kolonie: mosambik. die insel wurde ein paar jahre später von den portugisen erobert und bald mit einer massiven verteidigungsanlage geschützt. das fort – fortaleza san sebastião – hielt diversen angriffen stand: die niederländer und die franzosen versuchten mehrmals die kontrolle über die insel zu erlangen. obwohl die insel bei jedem versuch zerstört und geplündert wurde, das fort blieb unbezwingbar fest in portugisicher hand. und so folgte eine lange blütezeit der ilha als hauptstadt mozambiks, in der sklaven-, gold- und elfenbeinhandel zu grossem wohlstand führten. der niedergang begann, als portugal beschloss die hauptstadt der kolonie in den süden nach lourenço marques zu verlegen. irgendwann verlor ilha den sitz der provinzverwaltung und die eröffnung des tiefseehafen in nacala 1947, war schliesslich der todesstoss für die privilegierte lebensart mit pomp und pracht.
heute zeigt sich die insel unverfälscht und autentisch. kein touristenrummel, fast andächtige ruhe beherrscht die zweigeteilte insel – stone town, der edle teil mit grossen praças und palästen – makuti town, die lehmstadt wo dichtbesiedelt die meisten der 7'000 bewohner leben.

der bus stoppt noch auf dem festland und es wird in einen kleinen van umgeladen, was quite eine sache ist, bis alle passagiere und die fracht verladen ist... die 3.5 km lange brücke zur insel ist einspurig und in der breite begrenzt. ich erreiche die insel an ihrer südspitze und langsam leert sich das fahrzeug. Mitten in der kolonialen altstadt ist mein hotel: escondidinho. in einem alten palast, als pensão wunderschön renoviert, dahinter ein grosser garten mit pool und das ganze unter französischer leitung. was für die küche einfach ein glücksfall ist: ich geniesse 2 tage fisch und langusten (nach 7 wochen vegetarischer kost ,-) in allen variationen, alles einfach wahnsinnig lecker und simply ein gedicht…

auf meinem stadtrundgang werde ich von einem lokalen guide begleitet (sie reissen sich schlichtweg um kundschaft...) und er erklärt mir in portugisisch und englich die imposantesten sehenswürdigkeiten: der gouverneurpalast mit seinen alten kolonialen möbeln, edlem porzellan, üppigen gemälden und wandteppichen, eingerichtet als wäre der kolonialherr nur kurz abwesend. weiter zum hospital de mozambique, ein monumentaler neoklassistischer palast und 1877 das modernste krankenhaus der kolonie. man kann den damaligen zeitgeist nur respektvoll erahnen… und ganz im norden das trotzige fort mit der capela de nossa senhora de baluarte, das älteste europäische gebäude auf der gesamten südlichen hemisphäre. eine schlichte kapelle ganz an der ungemütlich windigen nordspitze der insel. dort beteten die portigisischen seefahrer vor der seereise nach goa oder macao. oder liessen die piraten beichten, bevor sie als öffentliches spektakel mit gewehren auf einem marmorkegel exekutiert wurden.

ich schlendere begeistert durch die strassen, fasziniert von der stimmung und den eindrücken, aber auch von der offenen, selbstbewussten und aufgeschlossenen bevölkerung. Schade, schon nach 2 tagen abzureisen…

die rückfahrt ist quasi direkt mit chappa nach nampula – ziemlich halsbrecherisch und man schliesst manchmal einfach besser die augen und dankt irgendeinem schutzengel…